Neben sichtbaren Visual Effects gibt es auch Effekte, die für den Zuschauer völlig unsichtbar bleiben sollen. Wenn z.B. Sicherheitstechnik herausretuschiert wird, die Schauspieler oder Stuntmen schützen oder aus einzelnen Bildelementen (sowohl gedreht als auch digital in 2D oder 3D) eine neue Umgebung geschaffen wird.
VFX nur dort, wo es wirklich Sinn macht
Abgesehen von der Phantasie der beteiligten Kreativen scheint das Machbare keine Grenzen zu kennen, und dennoch gibt es sie natürlich: sowohl objektive also auch selbst auferlegte. Neben der Berücksichtigung von Budget- und Zeitvorgaben sollte jeder Einsatz von VFX unbedingt auch daraufhin untersucht werden, ob er Sinn macht und begründet wirkt.
Gerade bei neuartigen Techniken gerät man schnell in einen Sog der Begeisterung und entwickelt den Drang, einen bestimmten Effekt unbedingt einsetzen zu wollen, einfach nur um des Effekts willen. Dann allerdings besteht die Gefahr, dass er auch bei einwandfreier handwerklicher Umsetzung unmotiviert und aufgesetzt wirkt, und damit beim Zuschauer das Gegenteil von dem bewirkt, was die ursprüngliche Intention war: ein ansprechendes visuelles Erlebnis. Beeindruckend, wenn es sichtbare VFX sein sollen, und dezent zurückhaltend bis unmerklich, wenn es sich z.B. um Retuschen handelt oder der Dreh an einer bestimmten Location nicht möglich war, sie aber dennoch so abgebildet werden soll, wie sie wirklich ist.
VFX nicht nur im Action Film
Bei VFX denkt man zuerst an Action und Science Fiction. Doch Filme aller Genres können VFX enthalten. Findet z.B. der Dreh in einem realen Straßenzug statt, der jedoch im Erscheinungsbild der 50er Jahre abgebildet werden soll, können die Fassaden mit VFX entsprechend manipuliert oder gänzlich neu gestaltet werden. Aber auch jenseits von fiktionalen Produktionen kommen VFX zum Einsatz: So können z.B. Imagefilme oder Produktfilme durch sie eine visuelle Aufwertung erfahren und auch inhaltlichen Aspekten eine zusätzliche Ebene geben, z.B. durch sinnvolle und ästhetisch eingefügte Hinweise und Angaben.
Drehen mit Green Screen
Ein genreübergreifender VFX-Klassiker ist dabei Green Screen. Dabei wird der Schauspieler in einer komplett grünen Umgebung gefilmt. Alles Grüne kann in der Postproduktion dann mit entsprechender Software entfernt werden (Chroma Key), und durch ein anderes Videosignal ersetzt werden. So können die realen Schauspieler in separat aufgenommene oder künstlich generierte Umgebungen integriert werden.
Die Dreharbeiten hierfür finden meist in einem für diese Anforderung ausgerüsteten Studio statt, so dass auch der Boden grün gestaltet werden kann. Aber auch im Freien können mit speziellem Green Screen-Stoff bespannte Rahmen Teile des Hintergrunds für die spätere Maskierung präpariert werden.
Die bekannteste Anwendung des Green Screen-Verfahrens ist sicherlich die Wettervorhersage, bei der der Moderator vor einer grünen Fläche agiert, die dann durch die animierten Wetterkarten ersetzt wird. In diesem Fall erfolgt der Chroma Key natürlich in Echtzeit, so dass der Zuschauer das fertige kombinierte Bild live verfolgen kann. Das Verfahren kann theoretisch mit jeder beliebigen Farbe realisiert werden. Jedoch sind Grün und Blau die sinnvollsten und meistverwendeten Farben, da sie in Hauttönen am wenigsten vorkommen.
Natürlich darf ein Schauspieler vor Green Screen keine grüne, und vor Blue Screen keine blaue Kleidung tragen, da diese sonst ebenfalls mit dem Hintergrund verschwinden würde. Obwohl das in den meisten Situationen sicherlich eine unerwünschte Nebenwirkung darstellt, kann man dieses ‚Manko‘ in anderen Fällen wiederum durchaus kreativ einsetzen.
Perfektes Keying für VFX
Dieser Sachverhalt verdeutlicht auch einen wichtigen grundsätzlicher Aspekt bei der Gestaltung von VFX: Eine technisch einwandfreie Bearbeitung ist die eine Seite der Medaille, aber erst der zweite Schritt. An erster Stelle steht Kreativität, Einfallsreichtum und Improvisationstalent bei der Entwicklung der Strategie, wie ein VFX ein- und umgesetzt wird.
Entsprechend sollte jedweder VFX-Einsatz, unabhängig von Genre und Budget, wohl durchdacht und geplant werden, und zwar im besten Fall bereits vor dem Dreh! Eine Absprache von Regie, Kamera und Postproduktion ist wichtig, da der VFX Artist zur Umsetzung des geplanten VFX Shots evtl. zusätzliche Aufnahmen benötigt.
Zum Beispiel ein Gegenschuss, wenn Spiegelungen gezeigt werden sollen, Fotos für Texturen oder mehrere Durchgänge mit unterschiedlichen Abläufen und Elementen im Bild. Aber auch bei einen erweiterten Bildausschnitt (z.B. bei Stabilisierungen), oder technische Daten und Angaben (z.B. zur Brennweite, der Lichtsituation o.ä.), oder Markierungen im Bild, aus denen in der Postproduktion die Bewegung der Kamera nachgebildet werden kann (Motion Tracking), um Objekte zu manipulieren oder einzufügen.
Genaue Planung von VFX ist eine Muss
Der wichtigste Grund für die Absprache zwischen allen Beteiligten ist jedoch die Entscheidungsfindung, ob überhaupt und falls ja in welchem Umfang, VFX zum Einsatz kommen soll/muss. Denn manchmal ist der beste VFX der, den man durch geringfügige Maßnahmen direkt am Set vielleicht einfach vermeiden kann.
Eine unerwünschte Beschriftung kann natürlich herausretuschiert werden, aber vielleicht kann man sie auch einfach überkleben oder mit einem anderen Objekt verdecken. Außerdem ist der am Set viel zitierte und gern spontan bemühte Ausspruch ‚Das machen wir dann in der Post.‘ oft gut gemeint, kann ohne gewissenhafte Erörterung der Umsetzung eines geplanten VFX jedoch nach hinten losgehen. Es kann zu Mehraufwand oder im Extremfall sogar zu einem schlechterem Endergebnis führen. Das kann der Fall sein, wenn dem VFX Artist in der Postproduktion dann kein optimales Bildmaterial vorliegt und einzelne Schritte ggf. nur noch behelfsmäßig umzusetzen sind, für die bestimmte Aspekte beim Dreh hätten berücksichtigt werden müssen.
VFX-Profis frühzeitig einbinden
Bei komplexeren VFX ist es auch sinnvoll, dass ein VFX-Verantwortlicher am Set anwesend ist, um die abgestimmte Vorgehensweise beim Dreh sicherzustellen und für Rückfragen unmittelbar zur Verfügung zu stehen.
Natürlich können immer mal wieder auch erst nach dem Dreh ungeplante VFX-Erfordernisse entstehen, z.B. Retuschebedarf bei einem versehentlich ins Bild geratene Mikro. Oder wenn sich nachträglich herausstellt, dass ein Objekt nicht im Bild zu sehen sein darf.
In diesen Fällen gilt dieselbe Vorgehensweise wie bei geplanten VFX: Den Sachverhalt mit der Postproduktion besprechen. Der VFX Artist kann Machbarkeit, Möglichkeiten und Aufwand abschätzen, beraten und Lösungsvorschläge anbieten, und die Umsetzung vornehmen, sobald dieser ungeplante Aufwand hinsichtlich Budget und Zeitplan freigegeben ist.
Hier nochmals die wichtigsten VFX-Tipps zusammengefasst:
- Die inhaltliche Begründung von VFX durchdenken. Kein VFX sollte nur um des Effekts willen eingesetzt werden.
- Im Vorfeld prüfen, ob manche als VFX geplante Aktion nicht doch direkt beim Dreh umgesetzt werden kann.
- Im Vorfeld mit dem VFX Artist besprechen, inwiefern beim Dreh Maßnahmen getroffen werden müssen, die die Umsetzung der VFX ermöglichen bzw. erleichtern.
- Die spontane Aussage beim Dreh ‚Das machen wir in der Post.‘ sollte mit der Postproduktion rückgesprochen und fundiert abgewogen werden.
- Manchmal sind (gerade unter Berücksichtigung von Budget- und Zeitvorgaben) Kompromisse nötig, um die einwandfreie Umsetzung eines geplanten VFX zu ermöglichen, z.B. Dreh mit statischer Kamera statt bewegter Kamera, da dann der Aufwand für Motion Tracking entfällt. Werden solche Maßnahmen besprochen, müssen sie eingehalten werden, da ansonsten Mehraufwand entsteht und sich der Zeitplan verzögern kann.
- Entsteht ungeplanter VFX-Bedarf, Rücksprache mit der Postproduktion halten, um Lösungsmöglichkeiten und Aufwand zu erörtern.
Text: Sascha Loffl
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ISABEL HAHNER
VIDEO CONSULTANT & PRODUCER