Hast du dich auch schon darüber gewundert, dass bei den Dreharbeiten Lampen, Monitore und Autoscheinwerfer einwandfrei funktioniert haben und du mit deinem bloßen Auge keinen Flimmereffekt erkennen konntest? Warum aber ist dieser Flicker-Effekt auf dem Kontrollmonitor zu sehen? Woher kommt er? Und ist das Flackern hinterher wirklich in den Aufnahmen integriert?
Warum entsteht das Flackern in Videos?
Alle elektronischen Geräte werden mit einer bestimmten Netzspannung betrieben. In Deutschland beträgt die Netzspannung 230 Volt bei 50 Hertz Netzfrequenz. In Nordamerika beispielsweise laufen alle öffentlichen Stromnetzwerke mit einer Frequenz von 60Hz. Warum die Netzfrequenz weltweit nicht einheitlich ist, hat keine technischen, sondern historische Hintergründe.
Die meisten elektronischen Geräte funktionieren also mit einer Frequenz von 50 Hz oder 60 Hz. Es gibt aber auch Ausnahmen. Bildschirme und Monitore laufen oft mit einer Frequenz von 75 Hz, und genau hier entsteht das Problem.
Beim Dreh wählt man in der Regel die Kameraeinstellungen so aus, dass es den Qualitätsanforderungen entspricht, und dass das Endbild auf unseren Monitoren hinterher flüssig läuft. Einfluss auf Letzteres hat der Shutter in der Kamera, der für die Belichtungszeit oder auch Verschlusszeit zuständig ist. Um einem natürlichen Bildeindruck nahezukommen, stellt man im Regelfall den Shutter auf die doppelte Bildrate ein. Bei dem normalen Vollbildverfahren mit 25 Bildern pro Sekunde (PAL) wäre dies ein Shutter von 1/50. Das bedeutet, jedes Frame wird die Hälfte der Zeit belichtet. Der Bildeindruck ist dann natürlich und alle Bewegungen im Bild wirken flüssig.
Haben Geräte eine andere Frequenz als die, die wir an der Kamera einstellen (z.B. ein Monitor mit 75 Hz), kommt es zu einem Flackern des abgefilmten Monitors auf der Aufnahme.
Professionelle Videokameras erlauben ein Umstellen des Shutters. In dem Beispiel eines 75 Hz Monitors, wäre ein Shutter von 1/75 notwendig. In den meisten Fällen genügen die normalen Belichtungszeiten aber nicht, um dem Flackern entgegenzuwirken.
Für diesen Fall gibt es an manchen Filmkameras die Einstellung des stufenlosen des Shutters, um Flimmereffekte zu vermeiden. Diese Funktion nennt sich CLS-Funktion, oder ausgeschrieben in Englisch „Clear Scan Function“.
Ist die CLS-Funktion bei Flackern in Videos ratsam?
Das kommt ganz auf die Situation an. Es bringt dir beispielsweise nichts, wenn du den Shutter der Kamera so einstellst, dass zwar dein gefilmtes Display nicht flackert, aber der Rest des Bildes dadurch eine zu hohe Bewegungsunschärfe oder einen Stroboskop-Effekt hat. Die CLS-Funktion Deiner Kamera wird die Qualität Deiner Aufnahmen dann nicht verbessern.
Hier ein Beispiel:
Du hast einen Fernseher mit 120Hz. Wenn du ihn filmst, flackert das Fernsehbild auf deinem Referenzmonitor der Kamera, deshalb wählst du einen passenden Shutter von 1/120. Du hast den Bildausschnitt aber so gewählt, dass neben dem Fernseher eine Person zu sehen ist, die sich bewegt. Filmst du diese mit deinen jetzigen gewählten Einstellungen, wirkt die Bewegung der Person unnatürlich scharf. In solchen Fällen sollte man sich entscheiden, welcher Bildinhalt der wichtigere ist, bzw. was am wenigsten störend im Bild wahrgenommen wird. Bei Szenarien, in denen du keine bewegte Kamera benötigst und sie auf ein Stativ stellen kannst, könnte man durch zweimaliges Filmen mit identischem Bildausschnitt das Flimmern unterbinden. Im ersten Durchgang stellt man den Shutter auf 1/120, damit das Fernsehbild nicht flimmert, und im zweiten Durchgang auf einen Wert, der der Bewegung deiner Person zu Gute kommt. In der Postproduktion hätte man hinterher die Möglichkeit, den Bildausschnitt des ersten Clips mit 1/120 Shutter für den Fernseher und des zweiten Clips mit 1/50 Shutter für die bewegte Person mit Hilfe einer Maske zu einem schönen Video zu vereinen, indem der Fernseher nicht flackert und die Person eine angenehme Bewegungsunschärfe hat.
Flackernde Autoscheinwerfer in Videos
Bei Autoscheinwerfern ist es leider so, dass sie aus unterschiedlichen Leuchtmitteln mit unterschiedlichen Frequenzen zusammengesetzt sind. Sie bestehen teilweise aus Halogen-, Xenon- oder LED-Leuchtmitteln. Die unterschiedlichen Frequenzen machen es in den meisten Fällen unmöglich, flackerfreie Bilder zu bekommen. Zumindest nicht bei den Dreharbeiten. Für die Postproduktion gibt es Software-Möglichkeiten, Flackern zu reduzieren oder sogar ganz zu eliminieren. Auf die Software sollte man sich aber nach Möglichkeit nicht verlassen, da die Qualität der Reduktion von vielen Faktoren abhängig ist, welche bei den Dreharbeiten oft schwer einzuschätzen sind.
Problematik Highspeed-Aufnahmen!
Besonders häufig tritt der Flackereffekt bei Highspeed-Aufnahmen auf. Damit unser Video hinterher in Slow Motion läuft, müssen wir die Framerate erhöhen und hinterher im Schnitt wieder mit 25fps abspielen. Um einen natürlichen Bildeindruck zu gewinnen, müssen wir die Verschlusszeit, also den Shutter verringern. Gerade bei Highspeed-Aufnahmen wird dir schnell auffallen, dass nicht nur Monitore oder Autoscheinwerfer flackern. Abhängig von unseren Shutter-Einstellungen flackert jetzt vermehrt auch die normale Raumbeleuchtung. Besonders häufig tritt der Effekt bei Leuchtstoffröhren auf.
Eine höhere Framerate bedeutet in der Kamera auch einen höheren Shutter, um den natürlichen Bildeindruck beizubehalten. Das heißt, bei einer Framerate von 120 Bildern pro Sekunde wählt man im Normalfall eine Shutter von 1/240.
Noch mal zur Erinnerung: Die meisten Geräte laufen mit einer Frequenz von 50 Hz, das gilt auch für unsere normale Raumbeleuchtung. Um in diesem Beispiel flackerfreie Bilder zu bekommen, müsste unsere Raumbeleuchtung mit einer Frequenz von 240 Hz laufen. Tut sie aber nicht!
Tatsächlich gibt es Lampenarten, die kaum Flackern, egal bei welcher Framerate. Dies sind in der Regel keine normalen Haushaltslampen, sondern spezielle, sehr teure Filmlampen.
Fazit:
Das Zusammenspiel aus Licht, den gewollten Kameraeinstellung und den zu filmenden Objekten muss gut gewählt sein. Im besten Fall solltest Du das alles schon in der Entstehungsphase des Storyboards berücksichtigen. Der Beleuchter sollte sich, wenn möglich, vor dem Dreh mit dem Kameramann bezüglich Framerate, Shutter und Beleuchtungsmöglichkeiten absprechen, um eventuelle flackernde Lichtquellen am Set zu vermeiden. Alle Bildfehler, die man während der Produktion vermeiden kann, müssen hinterher nicht in der Postproduktion gerettet werden. Man vermeidet damit das Risiko, dass viele dieser Fehler sich manchmal nur schwer oder gar nicht mehr ausbessern lassen.
Übrigens: Sonnenlicht ist flackerfrei! Solltest du am Set die Möglichkeit haben Sonnenlicht als Lichtquelle zu verwenden, benutze sie! Ein schöneres, ausgewogeneres und gleichzeitig flackerfreieres Licht wirst du nicht finden!
Text: Luca Hecht
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ISABEL HAHNER
VIDEO CONSULTANT & PRODUCER